In den USA sorgt mal wieder eine drastische Polizeimaßnahme gegen ein Kind für Aufsehen. Weil sich eine Fünfjährige im Kindergarten nicht benehmen wollte, rief die Kindergärtnerin kurzerhand die Polizei. Vier Cops nahmen das Mädchen schließlich mit - in Handschellen.
St. Petersburg/USA - Der Anwalt der Mutter des Mädchens, John Trevena, plant nun rechtliche Schritte gegen die Beamten. Der Vorfall wurde von einer Videokamera festgehalten, die im Rahmen eines Lernprojekts in dem Kindergarten installiert war.
Darauf ist zu sehen, wie die Fünfjährige Notizzettel vom Schwarzen Brett zerreißt, auf einem Tisch umherspringt und eine Kindergärtnerin boxt. Schließlich treten vier Polizisten auf. Drei von ihnen drücken dem schreienden Mädchen die Arme auf den Rücken und legen Handschellen an. Anwalt Trevena rügte die Szene als unglaublich und völlig unnötig. Die Polizei erklärte lediglich, in dem Fall werde zurzeit noch ermittelt.
Ähnliche Vorfälle hatte es in den Vereinigten Staaten schon mehrfach gegeben. Ein Neunjähriger aus Ocala in Florida kam Anfang des Jahres ins Gefängnis, weil er ein Bild gemalt hatte, das nach Ansicht seines Lehrers zeigte, wie er gemeinsam mit einem Klassenkameraden einen Mitschüler mit einem Schwert bedrohe. Auch er wurde mit Handschellen abgeführt.
Nicht anders erging es einem neunjährigen Mädchen Ende vergangenen Jahres. Auch sie wurde wegen eines offensichtlich schweren Vergehens in Handschellen abgeführt und zum Verhör mitgenommen. Dem Kind wurde vorgeworfen, das Kaninchen des Nachbarn und zehn Dollar Bargeld gestohlen zu haben.
Weltweit für Aufsehen hatte 1999 der Fall Raoul gesorgt. In Ketten wurde der Junge aus seinem Elternhaus geholt und für ein halbes Jahr von den Behörden verwahrt. Der Grund: Eine Nachbarin hatte behauptet, er habe seine kleine Schwester sexuell missbraucht. Nach Angaben der Familie wollte Raoul ihr allerdings nur beim Pinkeln helfen. Seine Eltern, Beverly und Andreas Wüthrich, waren nach der Verhaftung ihres damals elfjährigen Sohnes mit ihren drei anderen Kindern in die Schweiz geflüchtet. Der kleine Raoul konnte ein halbes Jahr später, nachdem das Verfahren gegen ihn eingestellt worden war, nachkommen.
Der Vorwurf sexueller Nötigung gegen Kinder ist keine Seltenheit: Fatale Folgen hat ein Kuss, den der Erstkläßler Johnathan Prevette 1996 einer Mitschülerin in Lexington im US-Staat North Carolina gab: Die Schulleitung suspendierte den Sechsjährigen wegen sexueller Belästigung vom Unterricht.
Dasselbe Schicksal ereilte wenig später einen siebenjährigen Grundschüler in New York. Ein Fünfjähriger im Kindergarten wurde des "sexual harassment" bezichtigt, weil er ein Mädchen auf die Lippen geküsst hatte. Auch er erhielt einen Verweis.